Wildes Obst
Aufruf zum Mundraub

Vergesst die Superfoods aus dem Laden, die wahren Powerpflanzen gibt’s bei euch um die Ecke. Berberitze statt Goji-Beere, Walnuss statt Mandel und Sanddorn als Vitamin C-Booster. Unsere heimische Flora hat einiges zu bieten und unglaublicherweise auch noch völlig kostenlos! Man muss nur die Augen aufhalten und immer ein Beutelchen dabei haben!
📣 Disclaimer: Sammelt ausschließlich Wildpflanzen, die ihr zweifelsfrei bestimmen könnt! Die geltenden Naturschutzgesetze müssen eingehalten werden. Achtet darauf, Tiere nicht zu stören und haltet euch an die “leave-no-trace”-Regel.Erntet nur so viel, wie ihr auch braucht. ⚠️
Mundraub

Die einfachste Variante Wildobst in eurer Umgebung zu finden ist über die interaktive Karte von Mundraub. Das Ganze funktioniert crowd-basiert und jeder der ein Bäumchen findet, kann es selber in die Karte eintragen. Es gibt wirklich unzählige verwaiste Obstbäume und Wildobsthecken und selbst mitten in der Großstadt kann man Esskastanien und Felsenbirnen finden. Für uns ist die Karte nicht so sehr geeignet, weil es im ländlichen Raum nicht genügend Nutzer*innen gibt. Das versuchen wir aber zu ändern, in dem wir unsere Funde fleißig teilen. In Berlin gibt’s sogar Mundraub-Touren mit dem Fahrrad. Das wäre vielleicht auch was für eure Stadt oder euer Dorf?
Und ohne die Karte?
Hilfreich ist erstmal ein Saisonkalender den könnt ihr zum Beispiel hier direkt herunterladen. Außerdem ist ein Bestimmungsbuch oder eine entsprechende App hilfreich, damit ihr euch nicht vergiftet. Ich nutze die App Plantnet, mit dieser kann man Pflanzen per Foto bestimmen. Wichtig ist, dass ihr die Pflanze, die von der App vorgeschlagen wird, noch mal googlet und genau schaut, ob es die richtige ist. Wenn ihr mehr zur Pflanzenbestimmung lesen wollt, klickt mal auf unseren Wildkräuter-Beitrag.
Wenn ihr wisst, welches Obst gerade Saison hat, schaut nach an welchen Standorten ihr damit rechnen könnt. Sanddorn bevorzugt zum Beispiel trockene Standorte, weshalb ihr ihn vermutlich nicht im Sumpf findet. Schlehen sind oft Teil von Wildobsthecken, alte Obstbäume findet man häufig in alten Gartenanlag und Hagebutten sind fast überall zu finden. Soweit ich gelesen habe, sind auch alle Hagebutten essbar. Achtet natürlich beim Sammeln darauf, dass das Obst nicht an Hauptstraßen gesammelt wird. Die Abgase können sich auf die Pflanzen niederschlagen und enthalten zum Teil Schwermetalle, die wir lieber nicht essen wollen.
Saisonal und regional
Gerade in Bezug auf Klimaschutz ist es eine gute Idee, möglichst viel regional und saisonal zu essen. So vermeidet ihr lange Transportwege und ebenso lange Lagerzeiten. Unsere Welt ist so verrückt, dass ein Apfel aus Neuseeland, der bei uns im späten Frühling im Laden liegt, eine bessere Ökobilanz hat, als ein heimischer Apfel der so lange gelagert wurde. Boom!!! Nur regional essen reicht also nicht ganz, das Obst oder Gemüse sollte möglichst auch noch Saison haben. Wir halten uns da auch nicht immer dran und das müsst ihr auch nicht. Jeder Schritt, der unser Klima auch nur etwas entlastet, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn ihr aber richtig vorbildlich sein wollt, könnt ihr das ganze Jahr über Wildkräuter, Wildobst und Wildgemüse sammeln und es auf alle erdenklichen Weisen konservieren. Gleiches gilt natürlich für eure Gartenschätze.
Da wir jetzt schon eher Spätherbst haben, wollen wir uns heute mit Wildobst beschäftigen, dass oft bis in den Winter zu finden ist.
Sanddorn

Die kleinen leuchtend orangen Beeren sind oft schon aus der Ferne gut zu erkennen. Sanddorn gibt’s auch noch im Spätherbst und er ist eine richtige Vitaminbombe. Wir wohnen ja in Mecklenburg, hier gibt’s gefühlt alles aus oder mit Sanddorn. Sanddornschnaps, Bonbons, Limonade, Bier und wahrscheinlich auch Brot oder Hausschlappen. Die Früchte sind sehr sauer, weshalb sie oft zu Gelees mit hohem Zuckeranteil verarbeitet werden.
Sammelzeit: ab September
Standort: oft in Küstennähe, aber auch an trockenen sandigen Standorten im Binnenland
Sammeltipp: sehr dornig, also lieber Handschuhe tragen;
Verarbeitungstipp: ganze Zweige abschneiden, diese einfrieren und die gefrorenen Beeren dann vom Zweig schütteln
Küchentipp: zu Gelees, Saft, Likör, Tee, Mus oder Bonbons verarbeiten
Schlehen/Schwarzdorn

Schlehen kommen sehr häufig an Feldrändern vor, man nimmt sie aber selten wahr. Dabei waren sie früher eine beliebte Heilpflanze für Magen- und Verdauungsprobleme. Den Namen Schwarzdorn verdankt der Schlehenstrauch seiner dunklen Rinde. Die Früchte erinnern optisch an Pflaumen, sind aber viel kleiner und sehr sauer.
Sammelzeit: ab Oktober (die Früchte sind nach dem ersten Frost milder)
Standort: oft in Wildobsthecken an Feldrändern, bevorzugt sonnige Lagen
Sammeltipp: sehr dornig, also Handschuhe tragen
Verarbeitungstipp: solltet ihr nicht auf den ersten Frost warten wollen, hilft eine Nacht im Gefrierfach
Küchentipp: zu Wein, Likör, Saft, Marmelade oder falschen Oliven verarbeiten
Hagebutten

Ich hatte lange keine Vorstellung davon, was Hagebutten eigentlich sind. Für mich waren sie das Teufelszeug aus dem Jugendherbergstee. Ich glaube, ich hab es tatsächlich erst als Erwachsene gecheckt, dass das die Früchte von (Hunds-)Rosen sind 😀 Sie sind jedenfalls vollgepumpt mit Vitamin C und deswegen besonders gut um über den Winter zu kommen.
Sammelzeit: ab September
Standort: kommt sehr häufig vor, bevorzugt sonnige Wegränder und Lichtungen
Sammeltipp: wieder Dornen, also auch hier Handschuhe tragen
Verarbeitungstipp: auch Hagebutten werden nach dem Frost süßer. Für Marmelade und Co. müsst ihr die Kerne entfernen (diese können als Tee oder Juckpulver verwendet werden)
Küchentipp: zu Tee, Mus, Marmelade oder Pastasauce verarbeiten
Mispel
Die Mispel ist ein Obst, welches ich in diesem Jahr zum allerersten Mal bewusst wahrgenommen habe. Das liegt vielleicht auch daran, dass sie in Deutschland nur noch selten kultiviert wird. Dadurch dass sie ein eher schlechtes Kern-Obst-Verhältnis hat, sind viele Obstbauern auf ertragreichere Kulturen wie Äpfel und Birnen umgestiegen.
Sammelzeit: ab Oktober
Standort: keine besonderen Standortansprüche
Sammeltipp: in Parks und auf Streuobstwiesen die Augen offen halten
Verarbeitungstipp: Mispeln schmecken erst nach Frost und längerer Lagerung
Küchentipp: Mispeln machen solo scheinbar viel her, weshalb sie lieber mit Quitten oder Birnen gemischt werden sollten
Holunder

Holunder macht fast das ganze Jahr über Freude. Während man im Frühling auf die zarten Blüten giert, kann man jetzt die schwarzen Beeren ernten. Holunder wurde früher oft als Hausbaum gepflanzt, weil er angeblich über 40 verschiedene Krankheiten und Körperleiden lindern kann.
Sammelzeit: ab September
Standort: Hecken, Parks, Wegränder
Sammeltipp: die Beeren färben sehr stark, aber er hat immerhin keine Dornen 😉
Verarbeitungstipp: Holunder ist roh ungenießbar und schwach giftig, also schön abkochen
Küchentipp: zu Saft (hilft sehr gut bei Erkältung), Gelees, Sirup (Blüten) oder Wein verarbeiten
Jetzt schnappt euch euren Beutel und ein paar Handschuhe und ab nach draußen!
Und berichtet uns von euren Erfolgen und Küchenexperimenten!
2 Replies to “Wildes Obst”