Gewächshaus

Wer ein Gewächshaus sein Eigen nennt, kann die Saison verlängern. Bei uns gibt’s bis zu den ersten starken Frösten Spinat und Feldsalat aus dem Gewächshaus. Auch unsere frostempfindlichen Pflanzen wie Artischocken, Chili und Physalis versuchen im Treibhaus den Winter zu überleben. Wir haben uns nie bewusst für ein Gewächshaus entschieden, es war einfach schon da. Lucky us! Wer noch keines hat, aber darüber nachdenkt, steht vor 1000 Fragen. Wir wollen heute zumindest einige davon beantworten.

Material – Glas, Kunststoff-Platten, Folie?

Es gibt freistehende Gewächshäuser und Anlehngewächshäuser aus Kunststoff oder Glas und Folientunnel. Alle haben ihre Vor- und Nachteile und sehr unterschiedliche Preiskategorien.

Wir haben ein freistehendes Kunststoff-Gewächshaus. Die sieht man sehr oft in Kleingärten, weil sie recht erschwinglich und zum Selbstaufbau geeignet sind. Die Platten sind sehr leicht und können bei Beschädigungen einfach ausgetauscht werden. Allerdings werden sie auch recht leicht beschädigt. Wir haben bei Stürmen schon einige Platten suchen müssen und auch die UV-Strahlung setzt dem Häuschen nach einigen Jahren zu. Man kann das zumindest teilweise verhindern, wenn man die Platten mit Silikon einfasst. Ganz klarer Nachteil ist hier das sich zersetzende Plastik, das dann im Garten umher schwirrt. Um das zu verhindern, muss man die Kunststoffplatten rechtzeitig austauschen. Die Platten sind meist doppelwandig und isolieren etwas besser als Glas. Ein Modell in einer Größe von etwa 2x3m bekommt man für etwa 400€. Der Aufbau kann recht schwierig sein, weshalb ihr einen handwerklich geschickten Menschen dazuholen solltet. 

Anlehngewächshäuser werden direkt an ein Haus gebaut und nutzen die Hauswand als Wärmespeicher. Sie werden meist an der Südwand aufgestellt und haben durch die Hauswand einen geringeren Lichteinfall. Sie können aus Kunststoff oder Glas sein.

Glasgewächshäuser sind, zumindest wenn man sie neu kauft, sehr teuer, aber auch sehr langlebig. Zerbrochene Scheiben kann man zwar nur bedingt selber austauschen, aber das passiert auch seltener als fliegende Kunststoffplatten. Wer Freund*innen im Baugewerbe hat, kann vielleicht irgendwo ein paar alte Fenster abstauben und selber etwas zimmern. Wir haben im Arbeitsgarten ein Glas-Gewächshaus mit gemauertem Sockel und die Ausbeute an Tomaten war einfach der Wahnsinn. Der Sockel speichert viel mehr Wärme als Kunststoff oder Glas und gibt diese über Nacht ab. Glas isoliert nicht sehr gut, weshalb die Wärme ohne gemauerten Sockel schnell entweicht. Wer ein Glas-Gewächshaus bauen will, muss, sofern es keine Upcycling Möglichkeit gibt, mit 1000 € aufwärts rechnen.

Folientunnel sind die günstigste und flexibelste Alternative. Sie können bei richtiger Handhabung auch sehr lange genutzt werden. Sie haben den großen Vorteil, dass man den Standort schnell wechseln kann. Bei heißeren Temperaturen kann man die Folie einfach entfernen und muss sich nicht weiter um die Belüftung kümmern. Da auch Folie schlecht isoliert, ist hier ein früher und später Gemüseanbau nur bedingt möglich. Einen einfachen Folientunnel bekommt man schon für 100 €, wer etwas hochwertiges haben möchte, kann mit 300 € rechnen. 

Standort

Bevor ihr euer Gewächshaus errichtet, solltet ihr euch erkundigen, ob ihr an eurem gewählten Standort eine Baugenehmigung benötigt oder andere Regeln beachten müsst. Für die kleinen Bausatz-Häuser werdet ihr in der Regel keine Genehmigung brauchen, aber sicher ist sicher.

Wenn das erledigt ist, solltet ihr für das Gewächshaus einen sonnigen Standort auswählen. Achtet darauf, dass die Sonne das Gewächshaus auch in den lichtarmen Monaten erreichen kann, damit ihr mit einer frühen Gemüsekultur starten und bis in den späten Herbst etwas ernten könnt.

Gebäude, große Bäume oder andere Objekte sollten weit genug entfernt sein, damit sie keine Schatten auf euer Treibhaus werfen. Vor allem bei großen Bäumen ist Vorsicht geboten, denn diese können nicht nur durch herabfallendes Laub, Vogelkot, Äste und Schatten ärgerlich sein, sondern ihre Wurzeln können mit der Zeit auch ins Gewächshaus hinein wachsen. Die schmalen Seiten des Gewächshauses sollten auf der Ost-West-Achse ausgerichtet sein, damit eine der langen Seiten Richtung Süden zeigt. Ein windgeschützter Standort ist ideal. Je exponierter das Gewächshaus steht, desto höher ist der Wärmeverlust und das Risiko, dass man seine Kunststoffplatten nach einem Sturm in der Nachbarschaft suchen muss. Die optimalen Bedingungen werdet ihr wahrscheinlich nicht finden, aber ihr könnt auch selbst nachhelfen, indem ihr zu hohe Pflanzen regelmäßig stutzt oder als Windschutz eine niedrige Hecke anlegt.

Pflege

Damit das Gewächshaus möglichst lange für Freude sorgt, muss es regelmäßig gereinigt werden. Mit der Zeit sammeln sich Staub, Pollen, Vogelkot und andere Verunreinigungen an der Außenseite. Diese entfernt ihr am besten zweimal jährlich. Einmal vor der Saison im Frühling und einmal im Herbst. Wenn euer Gewächshaus sehr stabil ist, könnt ihr dafür einen Hochdruckreiniger verwenden. Wir greifen etwas schonender auf Schrubber und Wischlappen zurück. Mit einem Aufguss aus Kastanien und lauwarmem Wasser lassen sich Verunreinigungen sehr leicht entfernen. Auch die Regenrinne kann bei dieser Gelegenheit gesäubert werden. Innen kann es im Laufe der Saison zu Algenwuchs kommen und auch Pollen von Tomaten sorgen für einen gelb-grünen Schleier auf dem Material. Wenn ihr also schon mal dabei seid, putzt die Bude auch von innen. Neben den Verunreinigungen gibt es im Innenbereich aber noch ein anderes Problem. Schädlinge und Krankheitskeime können sich in den Ecken und der Erde festsetzen. In unseren Kunststoffplatten nisten häufig Insekten, die dort auch nicht herauszubekommen sind. Wenn ihr innerhalb der Saison Krankheiten oder Schädlinge im Gewächshaus hattet, solltet ihr die Erde vor der nächsten Saison austauschen. Wenn ihr ein Bewässerungssystem und einen Lukenöffner habt, solltet ihr diese vor dem Winter reinigen und an einem frostfreien Ort lagern. Tropfschläuche lassen sich mit einem Wasser-Zitronensäure Gemisch entkalken, falls ihr sehr hartes Wasser habt. Wenn ihr Kübel verwendet, sollten diese ebenfalls vor dem Winter gründlich gereinigt werden. Die Topferde könnt ihr auf den Kompost geben. Nach dem Großputz können Pflanzen, die überwintern sollen und Gegenstände wie Töpfe und Pflanztisch wieder reingestellt werden. 

Wenn ihr in schneereichen Gegenden wohnt, solltet ihr das Gewächshausdach regelmäßig von Schneemassen befreien. Ihr könnt den Schnee als zusätzliche Isolierung einfach an den Seitenwänden liegen lassen. An frostfreien Tagen könnt ihr euren Überwinterungsgästen einen Schluck Wasser geben. Sie sollten feucht, aber nicht nass sein.

Im Frühling putzt ihr dann nochmal und verlegt euer Bewässerungssystem und baut den Lukenöffner wieder an.

Bewässerung, Belüftung, Heizung

Da im Gewächshaus kein Regen ankommt, kommt man nicht drumherum, selber zu gießen. Das könnt ihr natürlich einfach mit einer Gießkanne machen. Wer es etwas einfacher haben will oder nicht jeden Tag zum Gießen möchte, kann ein Bewässerungssystem installieren. Wir haben ein Tropfsystem, das mit einer Zeitschaltuhr und der Pumpe verbunden ist und vollautomatisch funktioniert. Dieses System schlägt mit etwa 150 € zu Buche, erspart einem aber die komplette Gießarbeit.

Etwas günstiger bekommt ihr einen Perlschlauch. Das ist ein perforierter Wasserschlauch, aus dem das Wasser langsam heraussprudelt. Je nach Größe eures Gewächshauses bekommt ihr einen solchen Schlauch schon für 15-30 €. Unsere Erfahrungen mit diesem System sind allerdings nicht so gut, weil die Schläuche bei uns sehr schnell große Löcher bekommen und dann das ganze Gewächshaus unter Wasser gesetzt haben. Dieses System funktioniert ebenfalls nur mit einem Wasseranschluss bzw. einer elektrischen Pumpe.

Wer keine elektrische Pumpe hat, kann sich Ollas kaufen oder bauen. Das sind Tonkegel, die mit Wasser befüllt werden und dieses dann nach und nach an die Pflanzen abgeben. Ihr könnt einfach zwei Terrakotta Töpfe zusammenkleben, bei einem das Bewässerungsloch verschließen und dann vergraben. Durch das zweite Bewässerungsloch füllt man dann das Wasser ein. Der Nachteil ist, dass man recht viele Ollas benötigt, um das ganze Gewächshaus zu versorgen. Dafür ist es aber die umweltfreundlichste Variante.

Im Gewächshaus kann es im Sommer schnell zu heiß werden, weshalb es nötig ist, ein Belüftungskonzept zu haben. Gerade in der Übergangszeit kann das Öffnen und Schließen der Türen und Fenster zur nervigen Aufgabe werden. Und wenn man nicht dort wohnt, wo das Gewächshaus steht, ist es oft unmöglich, zweimal am Tag dort hinzukommen. Wir haben dafür einen automatischen Fensteröffner installiert. Der funktioniert ganz ohne Strom und öffnet das Fenster, sobald die Temperaturen klettern. Es ist eine Art Stab, der mit Hydrauliköl gefüllt ist und wenn sich dieses erwärmt, hebt er das Fenster an. Wenn es sehr heiß ist, empfiehlt es sich, das Gewächshaus zu beschatten. Ihr könnt einen Kalkanstrich am Dach vornehmen oder ein helles Gartenvlies verwenden. 

Wenn man im frühen Frühling oder im späten Herbst Gemüse im Gewächshaus hat, ist Frost eine ständige Bedrohung. Es gibt Heizsysteme für den gewerblichen Bereich und ihr könnt auch einen Heizlüfter mit Zeitschaltuhr oder Temperaturwächter im Gewächshaus verwenden. Allerdings werden das bei den steigenden Energiepreisen vielleicht nicht die besten Varianten sein. Um den Wärmeverlust von vornherein zu verringern, könnt ihr euer Gewächshaus im Winter zusätzlich isolieren. Ihr könnt dafür zum Beispiel Luftpolsterfolie oder isolierende Vorhänge verwenden. Wenn ihr nur wenige Pflanzen zu schützen habt, könnt ihr einfach ein zusätzliches Kleinstgewächshaus drüber stülpen. Ich lege um die zu schützenden Pflanzen Pflastersteine, die sich tagsüber mit Wärme aufladen und diese Nachts abgeben. In besonders kalten Nächten könnt ihr auch Grablichter oder einen Teelichtofen aufstellen. Achtet aber auf Brandschutz. 

Vor- und Nachteile des Anbaus im Gewächshaus

Bei uns im Norden ist der Winter lang und dunkel und die Gartensaison startet erst im Mai so richtig. Mit einem Gewächshaus können wir unsere Anbauphase verlängern und schon früh mit der Anzucht beginnen. Gerade sonnenliebende Pflanzen kommen in unserer Region nicht so gut mit dem Wetter zurecht und ohne Schutz ist die Ausbeute eher gering. Im Gewächshaus können wir unabhängig von Wetter Tomaten, Gurken, Chili und Co. ziehen. 

VorteileNachteile
Verlängerung der Saisonhohe Anschaffungskosten
frühe Anzucht möglichpflegeintensiv
sonnenliebende Pflanzen auch bei ungünstigen WetterbedingungenBewässerung und Belüftung notwendig
geschützter Überwinterungsplatzmitunter Brutstätte für Krankheiten und Schädlinge
geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen...
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