Gartenteich

Er ist unser absolutes Sorgenkind im Garten, trotzdem wollen wir auf keinen Fall auf ihn verzichten, der Gartenteich. Im Laufe der Jahre hat sich sowas wie eine innige Hassliebe entwickelt. Einerseits ist der Teich ein furchtbar aufwändiges Element im Garten, andererseits aber auch ein komplettes Biotop und bietet somit Lebensraum für viele nützliche Tiere und Insekten. Wir mussten uns nie mit der Frage auseinandersetzen, ob wir einen Teich haben wollen oder nicht. Er war einfach schon da. Trotzdem wollen wir heute mal beleuchten, für wen sich ein Teich lohnt, was man beim Bau beachten muss und wie pflegeintensiv die Erhaltung ist.

Standort

Unser Teich hat leider nicht den optimalen Standort, da er genau zwischen zwei großen Obstbäumen liegt. Wenn es sich vermeiden lässt, sollten keine großen Bäume in der Nähe sein, denn das Laub fällt in den Teich und sorgt für Faulgasbildung und schließlich die Eutrophierung des Teiches. Außerdem können die Wurzeln der Bäume irgendwann die Teichfolie durchbohren und dazu führen, dass der Teich Wasser verliert. Am besten eignet sich eine freie Fläche, wie z.B. Rasen, Wiese oder ein aufgegebenes Beet. Es sollte so viel Platz übrig bleiben, dass man den Teich umrunden kann. Wenn man von einer Seite nicht an den Teich kommt, erschwert das die Reinigung ungemein. Hügel und Schräglagen sind für die Anlage eher ungeeignet, da Wasser dazu neigt, bergab zu fließen. Ihr könnt aber natürliche Gefälle auch als kleine Wasserfälle in eure Teichoase einbauen. Damit der Teich sich später gut in das Gesamtbild einfügt, solltet ihr ausreichend Platz für eine Randbepflanzung haben. 

Auch Wasserpflanzen lieben Licht, weshalb sich ein sonniger Standort empfiehlt. Im Sommer kann dieser auch ab der Mittagszeit beschattet sein, denn zu warme Gewässer neigen zu Algenwuchs und Eutrophierung. Wie viel Platz ihr benötigt, hängt davon ab, für welche Bauweise ihr euch entscheidet.

Bauweise

Folie

Ein Folienteich wird mit Bagger und Schaufel ausgehoben, mit einer Sandschicht und einem Vlies versehen und dann mit dicker schwarzer PVC-, PE- oder Kautschuk-Folie ausgelegt. Jedes Material hat hierbei seinen Preis und unterschiedliche Vor- und Nachteile. Unser Teich hat eine PVC- oder PE-Folie, die sehr lange UV-beständig, aber ökologisch bedenklich ist. Kautschuk ist wahrscheinlich die umweltfreundlichere Variante.

Ein Folienteich kann in der Form sehr individuell gestaltet werden und sich dem Gelände gut anpassen. Die meisten Leute bevorzugen eine naturnahe, nierenförmige Gestaltung mit üppiger Randbepflanzung. Theoretisch kann so ein Teich aber auch ganz anders aussehen. Man sollte sich nur an die Gefälle und Tiefen für die einzelnen Wasserzonen halten, damit sich Pflanzen, Insekten und Tiere ansiedeln. Ein Teich kann selten zu groß, aber oft zu klein sein. Je kleiner der Teich ist, desto pflegebedürftiger ist er auch. Um ein gutes Gleichgewicht zu halten, sollte der Folienteich einen Durchmesser von etwa 4 m und eine Tiefe von 90-100 cm haben. 

Fertigteich

Im Baumarkt seid ihr bestimmt schon mal über fertige Teichbecken gestolpert. Die Dinger sind meist aus Kunststoff, manchmal auch aus Glasfasern und recht günstig. Weil sie so klein sind, passen sie in fast jeden Garten und können an einem Nachmittag eingebuddelt werden. Na gut, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Die Becken müssen sehr genau in den Boden eingelassen werden und dieser sollte vorher gestampft werden, da er sich sonst bei gefülltem Becken absetzen kann. Wenn so eine kleine Wanne schief liegt, kann das Wasser auch schnell herausfließen. Oft sind diese Becken zu klein, um als funktionierendes Ökosystem zu fungieren. Das führt dazu, dass sie oft gereinigt werden müssen und so auch keine Lebewesen angesiedelt werden sollten. Man kann natürlich mit Pumpen und Filtern für Gleichgewicht sorgen, sollte aber die Extra-Kosten im Blick haben. Auch die Pflanzzonen in diesen Becken sind häufig zu klein und somit für einen natürlichen Bewuchs nicht geeignet. Als kleines Add-on zum Garten sind diese Fertigteiche eine nette Spielerei und auch optisch können sie eure kleine Oase aufwerten. Wer aber einen lebendigen Gartenteich mit Kröten und Libellen haben möchte, muss zwangsläufig größer denken.

Naturbaustoffe

Wenn ihr zufällig in einer Lehmgrube wohnt, müsst ihr für euren Teich nur noch ein Loch ausheben und Wasser reinlassen. Super einfach! Ihr könnt aber auch aus Naturmaterialien wie z.B. Ziegeln einen Teich bauen. Diese Variante ist vermutlich die umweltfreundlichste, aber auch die arbeitsintensivste und teuerste. Außerdem sollte unter den Ziegeln trotzdem ein schwerer lehmiger Boden sein, damit euer Teichwasser nicht ins Grundwasser sickert. Naturbaustoffe sind wohl weniger für den Kleingarten geeignet, sondern eher für Großprojekte, weshalb wir nicht weiter darauf eingehen.

Vor der Anlage eines Teiches solltet ihr euch gründlich informieren, was für euren Garten geeignet ist, euren Wünschen entspricht und preislich in eurem Budget liegt. Dafür könnt ihr Rat von Profis einholen oder euch durch verschiedene Onlinetools wühlen. Ein Teich sollte auf jeden Fall gut geplant sein und nicht als spontane Idee umgesetzt werden.

Besiedlung

Wer die Mammutaufgabe des Baus hinter sich hat, darf jetzt zum schönen Teil übergehen und den Teich mit Pflanzen und vielleicht auch Tieren bestücken.

Ein Teich gliedert sich in drei verschiedene Zonen, die jeweils von unterschiedlichen Arten besiedelt werden. 

Sumpfzone

  • Wassertiefe von 0-10 cm
  • etwa 40% der Gesamtfläche des Teiches
  • dient als Kläranlage für Teichwasser
  • hat Verbindung zu nächst tieferen Zone
  • Pflanzen aus dieser Zone sind auch für Mini-Teiche geeignet
  • Schutzraum für Insekten

Pflanzen

  • Blutweiderich
  • Froschlöffel
  • Gauklerblume
  • Wasserschwertlilie
  • Japanische Iris
  • Wasserdost

Flachwasserzone

  • Wassertiefe 10-40cm
  • große Steine als Sonnenbank und Tränke für Tiere und Insekten
  • etwa 35% der Teichfläche
  • Vogelbad
  • Trinkzone für Kleinsäuger und Vögel

Pflanzen

  • Tannenwedel
  • Blumenbinse
  • Hechtkraut
  • Hahnenfuß
  • Zwergseerosen

Tiefwasserzone

  • 80-100 cm
  • 25% der Teichfläche
  • Lebensraum für Fische
  • Überwinterungsgebiet von Kröten, Fröschen, Fischen und Insektenlarven 

Pflanzen

  • Seerosen
  • Krebsschere
  • Wasserhyazinthe
  • Hornkraut
  • Wasserhahnenfuß

Die Übergänge der Zonen sind fließend, weshalb einige Pflanzen auch in einer höheren oder tieferen Zone überleben können. 

Wer Tiere an seinen Teich locken möchte, sollte ihn sehr naturnah gestalten und Ruhezonen einrichten, die nur sehr selten betreten werden. Bei uns sieht diese Zone sehr wild aus, ist aber dafür voll belebt. Ein Steinhaufen und ein paar Totholzstücke dienen Kröten, Schlangen und Eidechsen als Versteck. Insekten sind meist auf bestimmte Pflanzen angewiesen und kommen von ganz allein, sofern ihr die Pflanzen im Teich habt. Wasserläufer und andere Wasserinsekten können auch als blinder Passagier von Enten oder anderen Vögeln den Weg in euren Teich finden. Die einzigen Tiere, die ihr aktiv einbringen müsstet, sind Fische. Wir hatten selber Goldfische und waren davon nicht wirklich begeistert. Man muss sie füttern, vor Fressfeinden schützen und dafür sorgen, dass der Teich immer genügend Sauerstoff hat. Uns hat das zu viel Arbeit gemacht, weshalb wir sie verschenkt haben. Wer Fische einsetzen will, sollte eine Wassertiefe von mindestens 80 cm, besser 100 cm vorhalten, damit die Fische im tiefen Wasser überwintern können. 

Pflege

Als Faustregel können wir wohl festhalten, je größer der Teich, desto weniger menschliche Pflege braucht er. Unser Teich hat einen Durchmesser von etwa 3,5 m und muss ständig von Laub und Algen befreit werden. Wenn in einen Teich mehr Nährstoffe eingetragen werden, als durch die Organismen verbraucht werden, droht der Teich zu kippen. Es entstehen Faulgase, die Sauerstoffkonzentration sinkt, das Wasser wird trüb und die Lebewesen sterben. Kein schöner Anblick, wie wir aus eigener Erfahrung wissen. Es gibt elektrische Filtersysteme, die genau das verhindern. Der Markt ist riesig und man muss sich sehr genau belesen, um ein geeignetes System zu finden. Inzwischen gibt es auch Solar-Lösungen, zumindest für kleine Teiche. Man kann aber auch regelmäßig mit einem Kescher lose Pflanzenteile aus dem Teich fischen und hin und wieder den Schlamm vom Boden entfernen. Wenn das Wasser sehr trüb ist und unangenehm riecht, hilft ein Wasserwechsel. Die Fische solltet ihr vorher in die Regentonne setzen. 

Auch Algenbildung kann immer wieder ein Problem sein. Einige Algen können manuell aus dem Wasser gezogen und kompostiert werden. Bei anderen helfen Wasserpflanzen wie Wasserpest und Hahnenfuß. Es gibt auch chemische Mittel, die den PH-Wert des Wassers verändern, hier können wir aber keine Empfehlung aussprechen, da wir dies nicht ausprobiert haben. Wir haben einen Versuch mit Dangos gestartet. Das sind Kugeln aus Urgesteinsmehl, Keramikpulver und effektiven Mikroorganismen. Die Mikroorganismen sollen den Faulschlamm abbauen, das hat bei uns aber nicht besonders gut funktioniert.

Ein weiterer Punkt für die Teichpflege ist die regelmäßige Kontrolle des Wasserstandes. Im Sommer ist es normal, dass der Teich Wasser verliert. Das solltet ihr ausgleichen, indem ihr neues Wasser einlässt. Sollte der Wasserstand ungewöhnlich schnell sinken, müsst ihr nach Rissen und Löchern Ausschau halten. 

Sicherheit

Kinder

Ich habe selber schon erlebt, wie ein Dreijähriger kopfüber in einen Teich gefallen ist. Glücklicherweise waren gleich drei Erwachsene zur Stelle, um den Zwerg herauszuziehen. So ein Szenario kann leider auch ganz anders ausgehen, weshalb es wichtig ist, euren Teich zu sichern. Wenn ihr keine Kinder habt, sollte wenigstens das Grundstück, auf dem sich der Teich befindet, eingezäunt sein. Auch Nachbarskinder können sich mal verirren. Wenn ihr noch kleine Kinder habt, solltet ihr auch den Teich einzäunen oder ein robustes Netz darüber spannen. Ihr könnt selber am besten einschätzen, ab wann ihr euren Kindern zutraut, selbständig am Teich zu spielen. Falls einzäunen nicht möglich ist, geht zusammen mit den Kindern ans Wasser und erklärt ihnen, wie sie sich verhalten sollen, falls sie hinein plumpsen. Robuste Pflanzen wie Binsen können im Notfall zum Festhalten genutzt werden.

Auch alle Leitungen und Kabel sollten verdeckt sein.

Tiere

Ich hab schon ein paar mal erzählt, wie ich einen Vogel glücklich beim Baden im Teich beobachte und dann im Bruchteil einer Sekunde seinem Todeskampf mit einer Katze beiwohne. Auch für Tiere kann der Teich zur Gefahr werden. Gut, bei meinem Beispiel hätte nicht viel getan werden können, aber für andere Tiere können wir den Teich sicher machen. Damit Igel und co. gut am Teich trinken können, sollte es flache freie Stellen geben. In der nächst tieferen Ebene könnt ihr ein paar Steine als Treppe in die flache Zone legen, damit ein verunglückter Igel selbständig wieder hinaufklettern kann. 

Für das Überleben der Tiere und Insekten im Teich im Winter ist eine Wassertiefe von mindestens 80 cm unerlässlich. Ihr könnt die Tiere auch unterstützen, indem ihr die Wasserfläche möglichst lange eisfrei haltet, damit genug Sauerstoff ins Wasser kommt.

Eigene Erfahrungen

Ihr habt es vermutlich schon geahnt, unser Teich macht uns nicht wirklich glücklich. Wir freuen uns zwar über Kröten, Frösche und Insekten, aber man hat mit der Teichpflege auch ganz schön viel zu tun. Wir haben den Teich in diesem Jahr vollständig gereinigt, geflickt, die Fische weggegeben, die Pflanzen ausgedünnt und ihn wieder befüllt. Trotzdem sieht er schon wieder irgendwie eklig aus und braucht ständig Aufmerksamkeit. Es liegt wahrscheinlich daran, dass er doch recht klein ist und zu viel Laub und zu wenig Licht abbekommt. Wenn er nicht schon da wäre, würden wir wohl keinen anlegen. Die ganze Teichthematik wird für viele zu einem ganz eigenständigen Hobby und aufgrund seines enormen Aufwandes kann ich das auch verstehen. Wer Lust hat, sich ausgiebig mit dem Thema zu beschäftigen, findet Unmengen von Büchern, Zeitschriften, Internetseiten, Foren, Youtube-Videos und gesprächigen Gartennachbarn (absichtlich nicht gegendert ;)). Für uns bleibt es ein Stiefkind, das es bei einer anderen Familie wesentlich besser hätte.

Quellen:

Stein, Siegfried; Miniteiche und Wasserspiele; blv Verlag; München 2016

Himmelhuber, Peter; Wasser im Garten – Naturnahe Teiche, Bachläufe und Badestellen selbst bauen; Ökobuch Verlag; Freiburg 2013

Hagen, Peter; Teichbau und Teichtechnik; Ulmer Verlag; Stuttgart 2016

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2 Replies to “Gartenteich”

  1. Petra

    Ich hatte in der Tagespresse gelesen, dass die Stadt Köln bei großen öffentlichen Teichen Xylitwalzen einsetzt, um das Algenwachstum zu bremsen. Also habe ich zwei Walzen gekauft und im Teich versenkt. Das sind etwas 1 Meter lange runde Netze, die mit Xylit gefüllt sind. Sieht aus wie grobes Material aus der Pflanzenerde. Seitdem habe ich keine Algen mehr, die kilometerlange Fäden bilden, sondern eher zersetztes Zeug, das immer wieder an die Oberfläche aufsteigt und dann mit dem Kächer abgefischt werden kann. Ob es wirklich weniger Algen sind….. Aber besser zu handhaben. Mein Teich ist noch jung und nicht eingewachsen und hat keinerlei Schattenzone. Allerdings verstecken sich in den Algen Libellenlarven und anderes Getier, so dass ich alles immer akribisch durchsehe, um alle Tiere zu retten. Kostet endlos Zeit. Noch hoffe ich, dass bei zunehmendem Bewuchs die Algen abnehmen.

    • sauercrowded

      Hallo Petra, entschuldige die späte Reaktion!
      Das ist ja super interessant. Danke für die Info. Da werde ich mich mal vertiefend informieren! Es ist so schön, dass du dir die Zeit nimmst alle Tierchen zu retten! Ich drück dir die Daumen, dass dein Teich bald gut eingewachsen ist 🙂
      Liebe Grüße
      Jule

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