Mischen (im)possible

Von guten und schlechten Pflanzennachbarschaften

“Möhren klappen hier nie, das kannst du gleich vergessen.” Habt ihr sowas auch schon mal von ambitionierten Gartennachbar*innen gehört? Die Möhrenfliege sollte Schuld daran sein, dass es den Gartenfreund*innen nicht gelingt, hübsche Karotten aus dem Boden zu ziehen. Da dieser Einwand nicht rechtzeitig kam, hatte ich die Samen schon im Boden verteilt und dachte “let’s give it a try”. Und siehe da, am Ende der Saison konnte ich ein paar ganz tolle Exemplaren ernten. Magie? Nicht ganz. Ich hatte irgendwo gelesen, dass Zwiebeln und Möhren sich ganz gut nebeneinander machen und hab das dann einfach ausprobiert. Hat für mich so gut funktioniert, dass ich auch weitere Pflanzennachbarschaften im Garten ausprobieren will.

Mischkultur

Mischkultur ist das genaue Gegenteil zur Monokultur, die oft in der konventionellen Landwirtschaft angewandt wird. Wenn man bei uns so durch die Gegend fährt, sieht man riesige Äcker, auf denen genau eine Pflanzenart angebaut wird. Klar, die blühenden Rapsfelder strahlen schon eine gewisse Schönheit aus, aber Monokultur ist gerade in Bezug auf Diversität und Artenschutz keine gute Methode der Bewirtschaftung. Damit so eine Kultur überleben kann, muss nämlich gedüngt und gespritzt werden was das Zeug hält. Darauf können wir im Garten gut und gerne verzichten und deswegen nutzen viele Gärtner*innen die Mischkultur. Das Grundprinzip ist hierbei, dass Pflanzen, die sich gegenseitig positiv beeinflussen, zusammen auf ein Beet kommen. 

Vorteile

  • höhere Erträge
  • weniger Düngen
  • weniger Pestizide
  • weniger Schädlinge

Butter bei die Fische – Wer kann sich leiden? Wer nicht?

In so ziemlich jedem Gartenbuch findet ihr Mischkulturtabellen, die euch verraten, welche Nachbarschaften günstig sind und welche ihr lieber vermeiden sollt. Es ist ähnlich wie beim Fruchtwechsel. Pflanzen der gleichen Familie wie z.B. Nachtschattengewächse, sollten nicht auf einem Beet stehen. Ihr solltet es auch vermeiden, Pflanzen ähnlichen Nährstoffbedarfs nebeneinander zu stellen. Die würden sich dann nämlich gegenseitig alles wegfressen. Ein weiterer Punkt auf den man achten sollte, ist die Wurzeltiefe. Pflanzen die Pfahlwurzeln bilden wie z.B. Möhren, benötigen wenig Platz und können gut neben Pflanzen stehen, die flacher und breiter Wurzeln wie z.B. Tomaten. Ihr solltet außerdem nur Pflanzen mischen, die unterschiedliche Wuchshöhen haben, damit sie sich nicht die Sonne nehmen. (Im Milpa-Beet funktioniert das zum Beispiel optimal. Der Kürbis beschattet den Boden und schützt vor Verdunstung, der Mais bildet die Rankhilfe für die Bohnen. Die Bohnen zollen ihre Dankbarkeit mit dem sammeln von Stickstoff. Win Win Win!)

Und dann gibt es noch Pflanzen, die aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften tolle Nachbarn sind, weil sie zum Beispiel Schädlinge von anderen Fernhalten. So hält die Zwiebel die Möhrenfliege fern. Tagetes (Studentenblumen) und Kartoffeln sind auch ein tolles Team, weil erstere die Nematoden (Schädlinge) von den Kartoffeln fernhalten. 

Wie wird gemischt?

  • Pflanzen mit unterschiedlichem Nährstoffbedarf
  • Pflanzen mit unterschiedlicher Wuchshöhe
  • Pflanzen mit unterschiedlichen Wurzelausläufern
  • Pflanzen unterschiedlicher Familien
  • Pflanzen, die Schädlinge fernhalten oder Nützlinge anlocken

Best Practice – Milpa-Beet

Mischkultur ist kein neues innovatives Konzept, sondern eine uralte Form der Feldbewirtschaftung. In Südamerika wird eine besondere Form der Mischkultur seit vielen Jahrhunderten angewandt: die “Drei Schwestern” oder auch das „Milpa-“ bzw. „Indianerbeet“ (wir haben bereits in unserem Kürbis-Beitrag gesprochen). Diese Beetform ist wahrscheinlich auf die Maya oder Azteken zurückzuführen.

In so ein Beet pflanzt man Mais, Bohnen und Kürbis, wobei jedes Gemüse eine bestimmte Aufgabe übernimmt. Die Pflanzen unterstützen sich z.B. gegenseitig mit Halt, Schatten und Nährstoffen. Man muss so ein Beet kaum wässern, was in unseren Dürre-Sommern wirklich ein Segen ist. Auch düngen braucht man kaum, weil die Bohnen an ihren Wurzeln mit Hilfe von Bakterien Stickstoff binden, welcher dann dem Kürbis und dem Mais zur Verfügung steht. Weil alle diese Pflanzen recht wärmeliebend sind, solltet ihr so ein Beet erst Ende Mai bestücken. Ihr könnt natürlich Mais und Kürbis auch schon Vorziehen und dann Ende Mai ins Beet pflanzen. Bei Bohnen ist eine Direktsaat zu empfehlen, damit sie gleich gut anwurzeln. 

Exkurs Trap-Cropping

Weil es ganz gut zum Thema passt, möchte ich euch noch kurz was über Trap-Cropping erzählen. Ich hab zum ersten Mal in einem amerikanischen Podcast davon gehört und fand es ausprobierenswert. Vielleicht habt ihr ja schon mal beobachtet, dass Kapuzinerkresse oft schwarz vor Blattläusen ist. Irgendwie stehen die Plagegeister wohl voll drauf und genau solche Mechanismen macht man sich beim Trap-Cropping zu nutze. “Trap” bedeutet übersetzt “Falle”. Man stellt den Schädlingen also eine Falle, damit sie unser Gemüse nicht attackieren. Wenn man also gewisse Pflanzen vor Blattläusen schützen will, pflanzt man einfach Kapuzinerkresse drum herum.

Auch Tagetes eignet sich super als Fallen- bzw. Opferpflanze. Sie schützt nicht nur Kartoffeln vor Nematoden, sondern ist auch bei Schnecken äußerst beliebt. Umpflanzt man z.B. Salat mit Tagetes, wird er wahrscheinlich von den Schleimern verschont. Diese Methode zur Schädlingsbekämpfung hat den ganz klaren Vorteil, dass man überhaupt keine Pestizide einsetzen muss. Natürlich kann es passieren, dass sich einige Schädlinge trotzdem an die zu schützende Pflanze verirren, aber der Ernteausfall wird zu verkraften sein. Ihr fragt euch jetzt sicher, ob das nicht auch Schädlinge anlockt, wenn man so leckere Fallenpflanzen aufstellt. Ja, das kann passieren, aber sobald die Schädlinge auf eure Pflanzen gehen, kommen auch deren Feinde und bevor die Schädlinge auf die eigentliche Kultur übergehen können, sind sie auch schon dahingerafft. Wenn die Natur es nicht selber regelt, könnt ihr die befallene Opfer-Pflanze ausreißen und auf den Kompost werfen. Dort haben die Tierchen es meist recht schwer wieder zu entkommen.

Mischkultur erhöht die Vielfalt im Garten, lockt Nützlinge an, schützt vor Verdunstung und lässt den Garten wundervoll bunt aussehen. Wenn ich zum Garten fahre und bei den Nachbar*innen ordentlich gezogene Reihen und ansonsten schwarze Beete sehe, tut es mit immer etwas leid. Dafür schütteln manchen den Kopf, wenn sie an meiner Pforte vorbeigehen. So ist das Leben. Mir gefällt die bunte Mischung und der Ernteerfolg ist auf meiner Seite. Ich hoffe, ihr habt jetzt Lust bekommen ein bisschen Vielfalt im Beet zu wagen.

geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen...
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