Pflanzenkrankheiten

Ökologischer Pflanzenschutz

Auch wenn wir von diesem Thema wahrscheinlich alle gründlich die Nase voll haben, heute soll es mal um Krankheiten gehen. Keine Sorge, Corona sparen wir uns. Wir meinen hier eher Pflanzenkrankheiten. Früher oder später kommt der Moment im Gärtner*innenleben, an dem man sorgenvoll auf seine Schützlinge blickt und feststellen muss, dass irgendetwas nicht stimmt. Je nachdem wie innig eure Beziehung zu den Chlorophyllkumpels ist, kann das auch ganz schön belastend sein. Man möchte helfen, die Pflanze retten, einfach etwas tun, damit es ihr besser geht. Naja oder relativ unemotional einfach die Ernte retten. Egal aus welchem Lager ihr kommt, wir wollen euch ein paar Tipps zur Vorbeugung und Behandlung der gängistens Pflanzenkrankheiten geben.

Vorbeugen ist die beste Medizin

Der Schutz vor Pflanzenkrankheiten beginnt schon vor dem Pflanzen, nämlich bei der Planung der Beete. Um eure Pflänzlein möglichst gut auf das Leben draußen vorzubereiten, solltet ihr ihre Ansprüche genau kennen. Meistens stehen die auf der Saatgutpackung. Wenn ihr keine Packung habt, sucht im Internet nach Standort, Pflanzabstand, Reihenabstand und Nährstoffbedarf der Pflanze. 

Standort:

Die optimale Entwicklung der Pflanze ist nur bei optimalen Bedingungen möglich. Wenn ihr eine sonnenliebende Pflanze in den Schatten stellt, wird sie verkümmern und leichter anfällig für Krankheiten. Ebenso wird eine Schattenpflanze Probleme haben, an einem sonnigen Standort zu gedeihen. Manche Pflanzen wie z.B. Tomaten mögen keinen Regen und stehen gern geschützt an einer Hauswand. Wenn ihr die Wünsche der Pflanze beachtet, kann sie gesund und kräftig gedeihen.

Abstand:

Wenn ihr eure Beete zu dicht bepflanzt, können Pflanzen schlecht abtrocknen und sind so anfälliger für Pilzkrankheiten. Außerdem können sich zu dicht gepflanzte Pflanzen schneller mit Krankheiten anstecken. Salat, Kartoffel und co. sollten luftig stehen, damit sie sich gut entwickeln können.

Nährstoffe:

Eine Pflanze die ausreichend mit Nährstoffen versorgt ist, ist eine glückliche und gesunde Pflanze. Ein Mangel an Nährstoffen erkennt man oft daran, dass die Blätter sich gelb verfärben oder sogar abfallen. Düngt ihr zu viel, kann es passieren, dass die Pflanze fault. Um von vornherein das richtige Nährstoffangebot vorzuhalten, solltet ihr darauf achten, die richtige Fruchtfolge einzuhalten. Ihr könnt bei Mangelernährung gut mit Dünger nachsteuern. Bei einer Überversorgung mit Nährstoffen ist ein Ausgleich schwierig bzw. nicht möglich.

Mischkultur:

Es ist ebenfalls gut zu wissen, welche Pflanzen sich gut vertragen und welche nicht. Pflanzt ihr zum Beispiel zwei Gemüse der gleichen Pflanzenfamilie nebeneinander, nehmen sie sich nicht nur gegenseitig die Nährstoffe weg, sie teilen sich auch noch Krankheiten und Schädlinge. Krankheiten können auch mehrere Jahre im Boden schlummern, weshalb ihr es ebenfalls vermeiden solltet, gleiche Pflanzenfamilien in zwei aufeinanderfolgenden Jahren am gleichen Ort anzubauen. Solltet ihr z.B. im letzten Jahr Kartoffeln angebaut haben, setzt in diesem Jahr lieber keine Aubergine auf dieses Beet. Mischkulturtabellen findet ihr in vielen Gartenbüchern und auf jeden Fall im Internet. In unserem Beitrag “Mischen (im)possible” haben wir uns etwas ausführlicher mit diesem Thema befasst, falls ihr noch mal nachhören wollt.

Tee, Jauche, Brühe

Es gibt für jede Krankheit spezielle Mittel im Fachhandel. Diese sind allerdings oft belastend für die Umwelt oder andere Pflanzen, weshalb sie immer die allerletzte Wahl sein sollten. Wenn ihr einen sehr starken Befall habt, geht unbedingt in einen Fachhandel und lasst euch gut beraten. Solltet ihr vorbeugend oder auf leichten Befall reagieren wollen, könnt ihr die unten genannten Tipps anwenden. 

Tee

Gewünschtes Teegut (z.B. Knoblauch) wird klein geschnitten, mit heißem Wasser aufgegossen und dann ziehen gelassen. Der fertige Tee kann pur oder verdünnt verwendet werden.

Ihr könnt auch Komposttee zur Pflanzenstärkung nutzen. Hängt einfach einen mit Kompost gefüllten kleinen Beutel über Nacht in die Gießkanne mit kaltem Wasser und gießt am nächsten Tag ganz normal damit.

Brühe

Aus frischen (1kg/10L Wasser) oder getrockneten (150g/10L Wasser) Kräutern wird ein Kaltauszug gemacht, der nach 24 Stunden für etwa 30 Minuten aufgekocht und dann abgeseiht wird. Die fertige Brühe kann dann im Verhältnis 1:5 ausgebracht werden.

Jauche

Für Jauche gibt man 1 kg frische Kräuter auf 10 Liter Wasser und lässt alles 2 Wochen lang vergären. Die Jauche sollte täglich umgerührt werden. Die Zugabe von Gesteinsmehl kann wohl den Geruch etwas abmildern. Die fertige Jauche kann im Verhältnis 1:10 ausgebracht werden.

Hilfe, meine Pflanze ist krank!

Es gibt viele verschiedene Krankheiten, die sich eure Schützlinge einfangen können. Manche sind Spezialist*innen und befallen nur ausgewählte Pflanzenarten, andere verteilen sich gut im ganzen Garten. Wir versuchen mal, die häufigsten Krankheiten aufzulisten und ein paar Handlungsempfehlungen zu geben.

Grauschimmel

Von Rasbak, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1767972

Grauschimmel kennen wir vor allem von unseren Erdbeeren, er kann aber auch andere niedrig wachsende Pflanzen mit weichem Laub befallen. Ihr erkennt den Grauschimmel am flauschig grauem Pilzbezug an Früchten und Blättern. Der Pilz fühlt sich bei feuchtwarmen Wetter richtig wohl und kann geschwächte Pflanzen über den Boden oder Sporen in der Luft befallen. Verletzungen sind oft das Einfallstor für den Grauschimmel.

Um diese Krankheit zu vermeiden, könnt ihr die oben genannten Tipps als Basis nehmen. Außerdem solltet ihr eine Überdüngung der Erdbeeren vermeiden, da diese das Gewebe schwächt und die Erdbeeren matschig und anfällig werden. Eine Mischkultur mit Knoblauch soll ebenfalls vorbeugend wirken. Damit der Pilz sich nicht über feuchte Blätter und Früchte ausbreitet, solltet ihr möglichst von unten und bestenfalls morgens gießen, damit die Pflanze über den Tag gut abtrocknen kann.

Wenn eure Pflanzen schon befallen sind, hilft das regelmäßige spritzen mit Ackerschachtelhalmbrühe oder das Gießen mit Knoblauchtee. Befallene Pflanzenteile solltet ihr unbedingt vom Beet entfernen, da der Pilz sonst einfach im Boden auf seine nächste Chance wartet.

Kraut- und Braunfäule

Von CMEW, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23863507

Auch diesen Gast durften wir schon im Garten begrüßen. Die Kraut- und Braunfäule ist ebenfalls eine Pilzerkrankung, die vor allem bei Kartoffeln und Tomaten zuschlägt. Es fängt oft harmlos mit kleinen grau-grünen Flecken an. Später bildet sich ein weiß-grauer Pilzbelag an den Blattunterseiten. An den Früchten bilden sich Flecken, die bei Tomaten zunächst hell sind und später braun werden. Bei Kartoffeln sinken die Flecken ein und verfärben das umliegende Fleisch bräunlich. Die Früchte faulen in beiden Fällen. Bei der Vorbeugung helfen neben den oben genannten Tipps, regelmäßiges Ausgeizen und ein Schutzdach gegen Nässe von oben bei den Tomaten. Ihr solltet eine Nachbarschaft von Kartoffel und Tomate vermeiden und eine vierjährige Anbaupause einplanen, wenn ihr einen Befall im Garten hattet. Kranke Pflanzen eignen sich leider auch nicht mehr für die Weitervermehrung. 

Solange der Befall gering ist, könnt ihr die betroffenen Pflanzenteile entfernen. Ihr solltet die befallenen Pflanzen über die Biotonne entsorgen, da der Pilz lange überleben kann. Die Pflanzstäbe solltet ihr gründlich reinigen und Schnüre und andere Stützen ebenfalls säubern oder entsorgen.

Auch hier hilft es, ein- bis zweimal im Monat mit Schachtelhalmbrühe zu spritzen. Ihr könnt auch Komposttee auf Früchte und Blätter sprühen, um den Befall einzudämmen. 

Echter Mehltau

Der echte Mehltau hat bei uns bisher in jedem Jahr zugeschlagen. Ihr erkennt ihn daran, dass die Blattoberseite einen weißen Belag bekommt, der sich abwischen lässt. Wenn man nicht sofort reagiert, breitet sich der Pilz immer weiter aus und die betroffenen Pflanzenteile sterben nach und nach ab. Wind und Insekten verteilen die Pilzsporen und trockenes Wetter mit Morgentau begünstigt die Ausbreitung zusätzlich.

Um Mehltau im Gewächshaus vorzubeugen, hilft regelmäßiges Lüften. Achtet auch auf großzügige Pflanzabstände. Knoblauch eignet sich hier ebenfalls als günstiger Mischkulturpartner. Es gibt auch gezüchtete Sorten, die gegen Mehltau resistent sind. Solche Vermerke findet ihr häufig auf der Saatgutverpackung. Wie bei den anderen Pilzkrankheiten solltet ihr auch hier befallene Pflanzenteile entfernen und über die Biotonne entsorgen.

Sind Zucchini, Gurke, Tomate und co. erstmal befallen, könnt ihr auch hier mit Schachtelhalmbrühe oder Komposttee entgegenwirken. Bei uns wächst leider weit und breit kein Schachtelhalm, weshalb wir bei Mehltau oft zu Molke oder Frischmilch greifen. Die Mikroorganismen der Molke bzw. Milch sollen die Pflanze besetzen, damit der Pilz sich nicht weiterverbreiten kann. Das haben wir ausprobiert und es hat wirklich gut funktioniert. Wir haben die Milch im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnt. Auch Backpulver soll gegen Mehltau helfen. Einfach 5-10g in einem Liter Wasser auflösen und dann auf die befallenen Pflanzenteile ausbringen.

Falscher Mehltau

Der falsche Mehltau unterscheidet sich im Schadbild wesentlich vom echten Mehltau. Auf der Blattoberseite tauchen gelbe Flecken auf, die später braun werden. An der Blattunterseite bildet sich ein gräulicher Pilzteppich, der nicht abwischbar ist.  Auch hierbei handelt es sich um eine Pilzkrankheit, die sich über Sporen verbreitet. 

Zur Bekämpfung könnt ihr ebenfalls Schachtelhalmpräparate und Komposttee einsetzen. Solange der Befall klein ist, könnt ihr auch die betroffenen Pflanzenteile entfernen und entsorgen.

Monilinia

Von Mnolf – Photo taken in Rum, Tirol, Austria, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=335179

Monilinia kommt vor allem bei Kirschen und Marillen vor und kann die Triebspitzen oder die Früchte befallen. Die Fruchtfäule erkennt man gut am ringförmig angeordneten Pilzbefall und der Bildung sogenannter “Fruchtmumien”. Diese solltet ihr unbedingt entfernen und entsorgen, damit sich die Sporen nicht ungehindert weiterverbreiten. Der Pilz dringt über Verletzungen in die Frucht ein und breitet sich dann fröhlich aus. Um der Fruchtfäule vorzubeugen, könnt ihr zu dicht behangene Obstbäume ausdünnen und infizierte Früchte und Fallobst entfernen. Da sich der Pilz auch im Winterlager gut verbreiten kann, lagert nur unbeschädigtes Obst ein und kontrolliert regelmäßig auf Schadstellen und Fäulnis. Zur Vorbeugung könnt ihr außerdem Meerrettich- oder Knoblauchtee sprühen.

Das war wie immer nur ein kleiner Abriss und wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn ihr unsicher seid, fragt lieber noch mal in einem Forum oder einen Fachmenschen in eurer Nachbarschaft. Wir hoffen trotzdem, dass wir euch ein paar Tipps mitgeben konnten und freuen uns von euren Rettungserfolgen zu hören 🙂 

geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen...
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One Reply to “Pflanzenkrankheiten”

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