Gärtnern mit dem Klimawandel

Hitze, Starkregen, Sturm…das Wetter wird, aufgrund des Klimawandels, für uns Gärtner*innen immer herausfordernder. Da diese Phänomene sich auch in den nächsten Jahren eher verschlimmern, als verbessern werden, wollen wir heute mal der Frage nachgehen, wie wir unseren Garten an die neuen Bedingungen anpassen können.

Auf dem Boden der Tatsachen

Um zu wissen, wie ihr euren Garten fit für den Klimawandel machen könnt, müsst ihr zuerst euren Boden kennenlernen. Grob unterteilt spricht man vor drei Bodenarten: humoser, lehmiger oder sandiger Boden. 

Humoser Boden kann Wasser gut aufnehmen und ist für die meisten Pflanzen der beste Boden. Oft hat man im eigenen Garten eher eine Mischform. Wir haben zum Beispiel sandig-humosen Boden, von dem im Sommer Gießwasser abperlt und der schnell vom Wind weggetragen werden kann. Um ihn aufzubessern, mischen wir regelmäßig Kompost unter und verteilen hin und wieder dünne Schichten Urgesteinsmehl. Um den Boden vor Verdunstung zu schützen und eine bessere Wasseraufnahme zu gewährleisten, mulchen wir den ganzen Sommer über. Das empfiehlt sich auch bei sandigen und lehmigen Böden, denn Mulch schützt vor Verdunstung und Abtragungen bzw. Erosion durch Starkregen oder Wind. Mulch lockt außerdem kleine Helferchen an, die die Bodenqualität verbessern und ihn luftig und aufnahmefähig halten.Wenn ihr sehr schweren lehmigen Boden habt, empfiehlt es sich diesen durch Zugabe von Sand und Kompost aufzubessern, damit er im Sommer nicht so stark austrocknet und Starkregen besser aufnehmen kann. Ihr könnt mit fast allen Materialien mulchen, die ihr auch in den Kompost geben würdet. Rindenmulch und Holzhäcksel eignen sich allerdings nur für Pflanzen die es etwas sauer mögen wie z.B. Beerensträucher oder Stauden. Grasschnitt solltet ihr vor dem Mulchen etwas antrocknen lassen, da er sonst schnell fault und Unkräuter sollten noch keine Samen tragen. 

Der Boden sollte möglichst niemals frei liegen, denn dadurch werden wertvolle Nährstoffe bei Extremwetter einfach weggeweht oder weggespült. Im Winterhalbjahr könnt ihr einfach Kompostmaterial auf den Beeten liegen lassen oder Gründüngung wie Gelbsenf, Winterroggen oder Phacelia aussäen. Bei Frost sterben die Pflanzen ab und können einfach auf dem Beet verbleiben. Wenn ihr selbst etwas von eurem Gründünger haben wollt, könnt ihr auch Spinat oder Feldsalat pflanzen und nach und nach aufessen.

In den letzten zehn Jahren konnte man gut beobachten, dass sich der Frühling immer weiter nach vorne verschiebt. Das bedeutet auch, dass sich der Boden früher erwärmt und in der zweiten Jahreshälfte länger warm bleibt. Wir haben dadurch das Vergnügen, ganzjährig Unkraut im Garten begrüßen zu dürfen. Ein wärmerer Boden hat aber auch den Vorteil, dass man früher mit Gemüsekulturen starten bzw. bis in den Spätherbst hinein ernten kann.  

Ressourcenmanagement

Wasser

Oft kommt wochenlang kein Tröpfchen vom Himmel und ganz plötzlich regnet es Sturzbäche, die von den Gartenpflanzen überhaupt nicht aufgenommen werden können. Da sauberes Trinkwasser ein schützenswertes Gut ist, gehen wir damit sehr sparsam um und versuchen im Garten möglichst mit Regenwasser auszukommen. Dafür haben wir zwei große Regentonnen über Fallrohre mit dem Laubendach verbunden. Wenn ihr einen großen Garten habt, könnt ihr auch über die Anschaffung einer Regenwasserzisterne nachdenken. Wir versuchen auch beim Gießen möglichst effizient zu sein, in dem wir die Pflanzen mit der Gießkanne wässern und einen Gießring um die Pflanzen graben, in dem sich auch etwas Wasser sammeln kann. Es empfiehlt sich außerdem morgens zu gießen, wenn der Boden noch kalt ist. Wer Strom und einen Brunnen hat, kann auch auf ein cleveres Bewässerungssystem setzen, welches völlig automatisch arbeitet und den richtigen Wasserbedarf einschätzt. Das ist natürlich absoluter Luxus, kann sich aber, gerade wenn ihr vom Ertrag abhängig seid, lohnen. Es gibt inzwischen erschwingliche Systeme, die erkennen, ob es geregnet hat und dann nur bei Bedarf bewässern. Unser Wassermanagement haben wir schon einmal ausführlich in unserem Beitrag “Wasser marsch” erklärt, weshalb wir das hier nicht weiter vertiefen. 

Arbeit

Auch die eigene Energie zu schonen, gehört zum Ressourcenmanagement. So spart man, laut alter Volksweisheit, durch einmal hacken, zweimal gießen. Da die Bodenstruktur durch das Hacken wieder durchlässiger wird, kann beim Gießen mehr Wasser aufgenommen werden. Auch die Auswahl der Pflanzen entscheidet darüber, ob ihr viel oder wenig Arbeit habt. Wer einen satten englischen Rasen haben will, macht sich unglaublich viel Arbeit. Und ganz unter uns, Rasen ist soooo 2000er. Der grüne Teppich muss ständig gemäht, gegossen und betuddelt werden und hat für’s Ökosystem eigentlich keinen großen Wert. In Zeiten des Klimawandels ist es sinnvoller, den Rasen verwildern zu lassen oder daraus eine Wiese zu machen, die nur zweimal im Jahr gemäht wird. Wir haben uns dazu entschieden, den Rasen einfach nicht mehr zu pflegen, mähen ihn aber noch recht regelmäßig, da wir den Schnitt zum Mulchen brauchen. Inzwischen ist er durchsetzt von Löwenzahn, Spitzwegerich und anderen Wildkräutern und lockt auch das ein oder andere Insekt an. 

Damit kommen wir auch gleich mal zum nächsten Punkt

Nur die Harten komm’ in Garten!

Es gibt neben dem Rasen wohl noch einige andere Pflanzen, die wir aus unseren Gärten verabschieden müssen. Hochgezüchtete durstige Pflanzen, wie zum Beispiel Hortensien, werden in unseren Gärten nur noch überleben, wenn sie regelmäßig gegossen werden. Auf der anderen Seite eröffnen sich aber auch Chancen. Der Boden ist inzwischen fast das ganze Jahr frostfrei, was bedeutet, dass wir ganzjährig gärtnern können oder auch mediterrane Pflanzen wie Oliven oder Feigen anbauen können.

Ziergehölze und Hecken

Sandorn statt Forsythie

Oleander, Rhododendron, Thuja, Forsythie und Kirschlorbeer stehen oder standen in gefühlt jedem zweiten Garten. Eine immergrüne Hecke ist sicher eine schöne Sache, weil man sie ja zumeist pflanzt, um sich dahinter zu verstecken, doch die meisten dieser importierten Pflanzen haben nur wenig ökologischen Nutzen für unsere heimischen Tiere und Insekten und oft sind sie auch nicht an unser Klima angepasst. Wenn man neue Pflanzen pflanzt, sollte man gut darauf achten welchen Standort und welche Versorgungsansprüche die Pflanze stellt. Wenn ihr pflegeleichte und robuste Ziergehölze in eurem Garten haben wollt, solltet ihr eher auf Wildformen zurückgreifen, als hochgezüchtete Genvarianten zu kaufen. Wildgehölze haben zwar oft kleinere Blüten, bieten aber den heimischen Tieren Lebensraum und Nahrung und sind auch an das Klima angepasst. Statt einer lahmen Thujahecke, könntet ihr in euren Gärten eine kunterbunte Wildobsthecke anlegen, die das ganze Jahr über Insekten, Vögel und Kleinsäuger mitversorgt. Ein paar Vorschläge:

Kupfer-Felsenbirne

Die Felsenbirne gehört zu den Rosengewächsen und kann bis zu 6m hoch werden. Sie ist sehr tolerant, was ihren Standort angeht. Im Frühjahr (April/Mai) bekommt sie unaufdringliche weiße Blüten, die im Juni zu leckeren kleinen Früchten heranwachsen. Diese sind ein beliebter Snack bei Vögeln und auch ihr könnt feine Marmelade daraus kochen. Felsenbirnen eignen sich leider nicht für den Kleingarten als Hecke, da man sie nicht unbedingt runterschneiden sollte.

Vogelbeere/Eberesche

Auch die Vogelbeere hat nette kleine weiße Blüten und trägt ab August dekorative orangerote Früchte, die bei Vögeln richtig gut ankommen. Der Strauch wird bis zu 12m hoch und ist sehr wetterresistent.

Berberitze

Sie hat zwar einen schlechten Ruf, weil sie etwas pieskig ist, eignet sich aber hervorragend als Heckenpflanze. Im Mai glänzt sie mit kleinen gelben Blüten und erfreut die Insektenwelt und im Herbst und Winter versorgt sie Vogel mit ihren kleinen roten Beeren. Berberitzen können gut zurückgeschnitten werden und glänzen im Herbst mit einer prächtigen Laubfärbung. Trockenheit und Hitze verträgt sie und gedeiht gut an sonnigen bis halbschattigen Plätzen.

Es gibt noch viele weitere trockenheitsverträgliche Heckenpflanzen, die Hitze, Dürre und Starkregen halbwegs gut vertragen. 

Kräuter und Stauden

Bei Trockenheit und Hitze sind ganz klar die silberblättrigen Gewächse die Sieger. Wegen ihrer rauen Oberfläche verdunsten sie weniger Wasser und die helle Farbe reflektiert zusätzlich die Sonne. Kräuter aus dieser Kategorie sind zum Beispiel Salbei, Wermut und Currykraut. Auch mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Oregano und Thymian vertragen längere Dürreperioden. Wenn ihr diese Kräuter pflanzt, könnt ihr eine Drainageschicht eingraben, damit bei Starkregen das Wasser gut abfließt.

Aber auch blütenreiche Pflanzen wie Storchschnabel oder Fette Henne sind recht wetterresistent und überstehen längere Hitzeperioden. Was mit dem Klimawandel etwas schwieriger wird, sind große Blüten wie zum Beispiel bei Dahlien oder Bauernrosen. Erkundigt euch in der Gärtnerei, ob eventuell auch wildere Sorten mit kleineren Blüten zur Verfügung stehen. Die vertragen das Wetter dann deutlich besser. Wer große Blüten will, kann Sonnenhut, Taglilien oder Pfingstrosen in sein Staudenbeet aufnehmen.

Gemüse

Wir wollen Tomaten, Gurken, Zucchini und vielleicht sogar Melonen in unseren Gärten ernten, doch sie alle dürstet es nach Wasser. Zugegeben, so ganz ohne Wasser kommen wohl die wenigsten aus und mit dem richtigen Gieß- und Wassermanagement könnt ihr euer Gemüse auch gut versorgen. Wenn ihr weniger, aber dafür durchdringender gießt, bilden die Pflanzen oftmals tiefere Wurzeln und können sich so auch besser selbst mit Wasser versorgen. Tiefwurzler wie Pastinaken oder Wurzelpetersilie machen das von ganz allein und können aus tieferen Erdschichten Wasser holen. 

Wie bereits erwähnt, birgt der Klimawandel auch gewissen Chancen. So können wir wärmeliebende Gemüse wie Kichererbsen, Auberginen, Artischocken, Luffa- und Horngurken in unseren Gärten begrüßen. Neben den sonnenhungrigen Exoten, können wir in der verlängerten Vegetationsperiode auch kältetolerante Gemüse im Winter anbauen. Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal Palmkohl und Rosenkohl im Garten und sie scheinen jetzt erst richtig loszulegen. Auch Spinat und Feldsalat können wir im Gewächshaus oder Frühbeet fast den ganzen Winter über kultivieren. Statt also auf starre Bauernweisheiten zu hören, beobachtet lieber das Wetter und orientiert euch am phänologischen Kalender. So könnt ihr das Beste aus eurem Garten herausholen.

Neben den ganzen Herausforderungen wie Wetterextremen, ganzjährigem Unkraut und immerwährender Schädlingsbesuche, birgt der Klimawandel auch Chancen. Es wäre sicher besser, den Klimawandel aufzuhalten, doch der Ist-Stand wird uns erhalten bleiben, weshalb es gut ist, den neuen Gegebenheiten offen und experimentierfreudig zu begegnen.

Quellen:

Garten ohne Gießen; Annette Lepple; ulmer Verlag 2021

Nur die Harten bleiben im Garten! – Starke Pflanzen für extremes Wetter; Thomas Hess; KOSMOS Verlag 2019

Gemüse ernten ohne Gießen – Trockenheitstolerante Pflanzen auswählen, den Boden schützen und Wasser sinnvoll Nutzen; Christine Weidenweber; Ulmer 2021

geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen...
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