Wintergemüse im Garten anbauen

Jetzt schon an Morgen denken

Eigentlich sind wir ja noch mitten im Sommer und keiner möchte so recht an die kalte Jahreszeit denken. Wenn ihr allerdings auch im Winter Gemüse aus dem Garten auf dem Teller haben wollt, ist es jetzt allerhöchste Eisenbahn noch Pflänzchen auszusäen. Wir sind selber noch absolute Anfängerinnen auf dem Gebiet des Wintergärtnerns, wollen uns aber heute mal gemeinsam mit euch heranwagen.

Lohnt sich das überhaupt?

Klar, Gemüse anbauen lohnt sich immer. Wir haben ja schon mehrfach über die Bedeutung des Bodens gesprochen und dem geht’s am besten, wenn er bedeckt ist. Böden, die nach der Ernte freiliegen, sind allen Umwelteinflüssen schutzlos ausgesetzt. Wer nach der Ernte Gründung sät, tut sich und seinem Garten einen großen Gefallen. Die Nährstoffe werden nicht durch Regen und Schnee ausgewaschen und die wichtige Humusschicht kann nicht durch den Wind abgetragen werden. Zu guter Letzt kann dort, wo Gründünger steht, kein Unkraut wachsen. Praktischerweise eignen sich auch essbare Pflanzen wie Spinat und Feldsalat hervorragend dafür. Weiterer Pluspunkt für den Winteranbau ist, dass Gemüse aus dem Garten keine weiten Wege hinter sich hat und nicht umständlich gelagert oder gekühlt werden muss. Selbst wenn ihr nur einen kleinen Teil eures Gemüsebedarfs aus dem eigenen Garten deckt, habt ihr schon gut CO2 eingespart.

Wer schafft es über den Winter?

Es wird euch wahrscheinlich nicht überraschen, dass ihr eher keine Auberginen, Zucchini oder Tomaten anbauen könnt. Das fehlende Licht, die Kälte und das unbeständige Wetter sind nur was für Hartgesottene. Einige Gemüsesorten tragen ihre Winterhärte schon im Namen, bei anderen hilft ein Blick auf das Saatguttütchen. 

Für den Winteranbau geeignet sind

  • Rosenkohl
  • Palmkohl
  • Grünkohl
  • Mangold 
  • Spinat
  • Feldsalat
  • Asia-Salate
  • Winterkresse
  • Winter-Portulak
  • Lauch
  • Winterheckenzwiebeln
  • Rote Bete
  • Kohlrabi
  • Winterrettich
  • Rucola 

Pflanzen im Winter wachsen natürlich nicht so üppig wie in der warmen Jahreshälfte. Die meisten entwickeln sich bis Mitte Herbst und können in ihrer Winterruhe einfach gut im Beet überleben. Kohl hat zu diesem Zweck zum Beispiel sogar eigenes Frostschutzmittel. Andere Pflanzen helfen sich damit, ihre Blattoberfläche zu verkleinern, um so vor Verdunstung und Frost geschützt zu sein. Sollte das Pflanzenwachstum stagnieren, keine Panik. Es geht dann Anfang März weiter und ihr könnt schon früh im Jahr frisches Gemüse ernten.

Was wann aussäen?

Für Kohlgewächse und Lauch sind wir in diesem Jahr leider schon zu spät dran, aber Spinat und Salate lassen sich fast das ganze Jahr über aussäen.

JuniJuliAugustSeptember
Brokkoli
Rosenkohl
Grünkohl
Rotkohl
Wirsing
Palmkohl
Kohlrabi
Chinakohl
Pak Choi
Rote Bete
Radieschen
Rettich
Spinat
Schnittsalate
Chinakohl
Mangold
Radieschen
Rote Bete
Koriander
Möhren
Petersilie
Spinat
Feldsalat
Rucola
Mangold
Radieschen
Petersilie
Winterzwiebeln
Endivien
Mangold
Winterportulak
Radieschen
Rote Bete
Speiserübe
Zichorie
Feldsalat
Rauke
Spinat
Radieschen
Asia-Salate
PakChoi
Petersilie
Zichorie
Winterssteckzwiebel
Frühlingszwiebel

Achtet bei der Standortwahl auch auf den Fruchtwechsel. Gerade bei Kohlgewächsen sollte eine 3-4 jährige Anbaupause eingehalten werden und er sollte auch nicht in einem Beet stehen, in dem gerade noch Starkzehrer standen. Salate und Spinat sind recht anspruchslos und können auch als Zwischenkultur auf den Beeten stehen. 

Saison verlängern

Bei uns im Norden ist der Herbst oft sehr windig und die Winter sind trocken und rau. Um Gemüse wirklich durch den Winter zu bringen, müssen wir also ein bisschen tricksen. 

Trick 1 – Balkon, Terrasse

Die meisten Balkone sehen ja ab Oktober eher eintönig aus. Hier ein paar Heidepflänzchen, da ein bisschen Tannengrün…schnarch. Knackiger Salat klingt doch sehr viel verlockender.

Wer eine sonnige Terrasse oder einen Balkon hat, kann die gespeicherte Wärme der Hauswand nutzen. Kübel mit Kohl oder Salat können direkt an der Wand geparkt und so bis in den Winter hinein geerntet werden. Wenn strenger Frost droht, sind die Schützlinge außerdem schnell mit einem Vlies abgedeckt. Aber Achtung, Kübel und Töpfe erwärmen sich zwar schnell, sie frieren aber auch genauso schnell komplett durch. Achtet bei den Gefäßen auf eine gute Drainageschicht und gießt eventuell nach starken Regenfällen überschüssiges Wasser ab. Für den Winter-Balkon eignen sich Blattgemüse wie Spinat oder Salat, Endivien, heimische Kräuter und Lauchgewächse. 

Trick 2 – Gewächshaus

Wir gehören zu den Glücklichen, die ein Gewächshaus besitzen. Zumindest tagsüber werden im Inneren deutlich höhere Temperaturen erreicht als draußen. Man kann sein Gewächshaus zusätzlich mit Luftpolsterfolie dämmen oder in sehr kalten Nächten ein Grablicht oder einen Teelichtofen aufstellen. Unser Vorbesitzer hat sich sogar ein System aus Kochplatte und Temperaturfühler gebaut. Wenn die Temperatur unter eine bestimmte Gradmarke gefallen ist, ging die Kochplatte an, um das Gewächshaus zu heizen und sobald die gewünschte Temperatur erreicht war, ging sie wieder aus. Wir setzen eher auf die Kerzenmethode, weil so eine Kochplatte doch recht stromkostenintensiv und gefährlich ist. Im Gewächshaus könnt ihr euch mit der Aussaat eures Wintergemüses noch zwei Wochen länger Zeit lassen als im Freiland. Bevor ihr aussät, solltet ihr den Boden durchdringend wässern, dann habt ihr optimale Bedingungen für die Sprösslinge. Falls ihr in einer Gegend wohnt, in der es noch dieses weiße Zeug namens Schnee gibt, solltet ihr diesen hin und wieder vom Dach des Gewächshauses fegen, damit das ohnehin schon spärliche Licht besser durchkommt. Kleiner Hinweis noch, Schnecken überwintern auch ganz gern im Gewächshaus, also immer mal wieder ein Auge auf den Salat werfen!

Trick 3 – Frühbeet, Kaltbeet

Frühbeetkästen eignen sich nicht nur für einen frühen Start in die Gartensaison, sondern auch für einige Wintergemüse. Wer kein Frühbeet hat, kann mit wenigen Mitteln selber eines bauen oder einen einfachen Kunststoffkasten im Baumarkt erwerben. Da Frühbeete oft nicht so hoch sind, eignen sie sich vor allem für Salat, Kräuter und Spinat. Das Beet sollte regelmäßig gelüftet werden und kann bei stärkerem Frost zusätzlich mit Stroh oder Schilfmatten abgedeckt werden. Im Prinzip kann auch ein Hochbeet wie ein Frühbeet genutzt werden. Oft sackt die Erde über den Sommer ein Stück ab. Das bietet den Wintermietern mehr Platz nach oben. Ihr müsst dann nur zusätzlich ein paar alte Fensterscheiben oder PVC-Folie darüber legen und habt ebenfalls ein Winterquartier für Gemüse. 

Ihr könnt natürlich auch im Freiland Vlies, Folientunnel, Plastik-Hütchen oder Glasglocken zum Schutz eurer Pflänzchen verwenden. 

Pflege

Im Winter geht alles etwas gemächlicher, so auch die Gartenarbeit. Unser Wintergemüse braucht nur hin und wieder etwas Aufmerksamkeit. Bei langanhaltender Trockenheit solltet ihr an frostfreien Tagen gießen. Um euren Pflänzchen einen kleinen Frostschutz zu geben, könnt ihr eine Mulchschicht ausbringen. Das ist ein bisschen so, als würdet ihr euer Gemüse schön zudecken. Düngen ist nicht notwendig, da Pflanzen Dünger im Winter eh nicht so gut aufnehmen können.

Blattgemüse wie Spinat solltet ihr nur an wärmeren Tagen am Nachmittag ernten. Sie können Nitrat bilden, welches wiederum im Körper zu schädlichen Stoffen umgewandelt werden kann. Um das zu verhindern, empfiehlt es sich den wärmsten Zeitpunkt für die Ernte auszusuchen, da dann die Konzentration am geringsten ist.

Haltet hin und wieder nach Mäusen und Schnecken Ausschau, denn für die ist unser Wintergemüse eine ebenso tolle Bereicherung des Speiseplans.

Was wir schon ausprobiert haben

Wir sind erst recht spät darauf gekommen, dass man vielleicht auch im Winter etwas ernten könnte. Im letzten Jahr haben wir uns dann mit Feldsalat und Spinat mal etwas rangetastet und es hat tatsächlich ganz gut funktioniert. Lauch und Winterheckenzwiebeln haben bei uns auch schon mal einen Winter überlebt. Es ist schon schön, auch in der kalten Jahreszeit ein paar frische Vitamine aus dem eigenen Garten auf den Teller zu bekommen und es macht recht wenig Arbeit. Da wir zwischen Oktober und Februar nicht täglich im Garten sind, ist uns aber auch das ein oder andere erfroren. Wer allerdings nicht auf große Erträge angewiesen ist und einfach einen Grund sucht, auch im Winter hin und wieder im Garten vorbeizuschauen, der kann sich ruhig ans Wintergärtnern wagen. Wer seinen Winter lieber im Warmen verbringt, kann sich ja die Zeit mit Sprossen, Kresse und Saatgutkatalogen vertreiben.

Quellen:

Wintergemüse; Lorey, Heidi; Eugen Ulmer KG; Stuttgart 2020

Ernte mich im Winter; Palme, Wolfgang; Löwenzahn Verlag; Innsbruck 2019

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