Hol mir mal ’ne Flasche Bier

Bier brauen für Anfänger*innen

In unserem Gärbehälter brodelt etwas grünliches vor sich hin. Es sieht absolut unappetitlich aus, aber das muss scheinbar so. Was da gärt, ist Bier oder zumindest der Versuch, ein Bier herzustellen. Ob das am Ende geschmacklich überzeugt und wie es dort hingekommen ist, erfahrt ihr jetzt.

Bier – eine urdeutsche Erfindung?

Quelle: Wikipedia

Völlig daneben.  Schon weit vor den Deutschen haben die Menschen in Mesopotamien Bier gebraut, etwa 6000 v.Chr*. Die überlieferte Geschichte ähnelt stark der vom Sauerteigbrot, die wir euch vor einiger Zeit erzählt haben. Man hat den Sauerteigansatz wohl zu lange in der Sonne stehen lassen und die wilden Hefen haben dann für einen leichten Schwips gesorgt. Das Zufallsprodukt wurde natürlich fortlaufend weiterentwickelt. Trotzdem reichten die damals gebrauten Brotbiere sicherlich nicht an die Braukunst der mittelalterlichen Mönche heran. Nach dem Motto “Flüssiges bricht Fasten nicht” wurde experimentiert was das Zeug hält. Die erste von Mönchen geleitete Brauerei gab es wohl im Schweizer Kloster St. Gallen (um das Jahr 820*). Schon damals bevorzugten die Mönche Gerste für ihr Bier. Dazu kamen noch Hopfen und Wasser, das wars. An diese drei Zutaten hielten sich nicht alle und so wurde im Mittelalter viel gepanscht, z.B. mit Tollkirsche, Schlafmohn usw. Um diese Giftmischerei zu verhindern, wurde am 23. April 1516 das erste deutsche Lebensmittelgesetz erlassen. Damals hieß es noch das bayerische Reinheitsgebot und besagte, dass fortan nur noch Gerste, Hopfen und Wasser zum Bierbrauen verwendet werden darf. Über Hefe wusste man damals übrigens noch nichts, deswegen gehört sie nicht zu den Grundzutaten. Nun aber genug der Schwafelei, jetzt brauen wir los.

Zutaten und Vorbereitung

Wie wir gerade schon gelernt haben, benötigt man zum Brauen eines Bieres Gerste, Hopfen, Wasser und Hefe. Genauer gesagt, benötigt man Gerstenmalz. Das kann man fertig kaufen oder auch selber herstellen, in dem man die Gerste einweicht, keimen lässt und dann trocknet. Der ganz Prozess des Mälzens ist sehr interessant, aber auch komplex, weswegen wir einfach fertiges Malz besorgt haben. Wenn ihr das vertiefen wollt, schaut mal hier.

Wenn ihr alle Zutaten habt, braucht ihr noch folgendes aus der Küche

  • einen großen Topf (10l)
  • noch einen großen Topf (6-10l)
  • ein großes Sieb
  • einen Kochlöffel
  • ein Sieb
  • einen Messbecher
  • einen Gärbehälter 
  • ein Thermometer 
  • ein Gärröhrchen und einen Stutzen zum Verschließen
  • Bügelflaschen

Brauen nimmt schon recht viel Zeit in Anspruch, also plant einen ganzen Nachmittag ein.

Wir haben es uns leicht gemacht und die Zutaten bestellt. Das hat den Vorteil, dass man alles genau abgemessen bekommt. Wir haben für einen Ansatz von 4 Litern Bier, ca. 1kg Malz, 3g Hefe und 4g Hopfen. Wenn ihr mehr Bier ansetzen wollt, müsst ihr das entsprechend hochrechnen. Ich glaube für den Anfang sind 4 Liter für uns in Ordnung.

Step 1 – Maischen

Da wir das Mälzen übersprungen haben, beginnt unser Brauprozess mit dem Maischen. Bei diesem Prozess wird Stärke in Zucker umgewandelt. Dafür wird das Wasser (wir nehmen 4 Liter) im großen Kochtopf auf etwa 72 Grad erhitzt und das Malz wird eingerührt. Ihr solltet die Temperatur ungefähr für eine Stunde zwischen 65-69 Grad halten. Dies ist die sogenannte “Eiweißrast”, bei der Eiweißmoleküle umgebaut werden. 

Nach dieser Stunde erhöht ihr die Temperatur kurz auf etwa 78 Grad, damit die Enzyme ihre Aktivität einstellen. Probiert die Maische ruhig, sie sollte süßlich schmecken.

Step 2 – Läutern

Grob gesagt, trennt man beim Läutern Festes und Flüssiges. An dieser Stelle benötigt ihr ein großes Sieb oder den Obstkorb eines Dampfentsafters. Legt das Sieb auf den zweiten Kochtopf, damit nichts von der Maische verloren geht. Stellt außerdem noch einen kleineren Topf mit Wasser auf, dieses benötigen wir später, um den Rest Zucker aus der Maische zu waschen. Wir nehmen für unsere Menge 3 Liter Wasser.

Nehmt jetzt den Kochlöffel oder eine Schaumkelle und füllt das Malz in euer Sieb. An dieser Stelle ist es wichtig, dass sowohl das Sieb, als auch der Topf zum Auffangen groß genug sind. Wenn das ganze Malz im Sieb ist, wascht den jetzt leeren Topf aus und stellt dann das volle Sieb darauf. Die verbleibende Maische wird über das Malz im Sieb gegossen. Gießt jetzt auch das zusätzlich erhitzte Wasser (es sollte etwa 80 Grad warm sein) darüber und wiederholt das Ganze noch einmal mit der kompletten Maische.

Die Malzreste nennt man übrigens Treber und den brauchen wir jetzt nicht mehr. Ihr müsst den Treber allerdings nicht wegschmeißen, man kann noch Brot oder Kekse daraus backen. Auch Tiere (Schafe, Hühner, Schweine) sollen ganz wild darauf sein.

Step 3 – Würze kochen

Gebt jetzt den Hopfen zu der trüben Brühe in eurem Topf und kocht das Ganze sprudelnd für ca. eine Stunde. Kurz vor Ende der Kochzeit solltet ihr kaltes Wasser ins Spülbecken lassen, damit ihr die Würze schnell herunterkühlen könnt. Ihr könnt auch noch Eis ins Wasser geben, um den Prozess zu beschleunigen. Nach 60 Minuten stellt ihr den Topf dann in das vorbereitete Eiswasser. Wenn es zu warm geworden ist, wechselt das Wasser einfach. Die Würze sollte vor dem Gären auf etwa 25 Grad abgekühlt sein. 

Step 4 – Gärung

Sterilisiert Gärbehälter, Röhrchen und alles was sonst noch mit der Würze in Berührung kommt. Steckt den Trichter auf euren Gärbehälter und gießt die Würze hinein. Füllt euren Gärbehälter nur zu ¾. Wenn ihr deutlich zu wenig Würze habt, könnt ihr abgekühltes, abgekochtes Wasser zum Auffüllen nehmen. Gebt die Hefe dazu, verschließt dann den Gärbehälter und füllt das Gärröhrchen mit Wasser. Stellt den Behälter irgendwohin, wo er für die nächsten 7 Tage niemanden stört und schaut hin und wieder beim Blubbern zu. Wenn keine Bläschen mehr aufsteigen, ist die Gärung abgeschlossen.

Step 5 – Nachgärung

Säubert die Bügelflaschen gründlich und sterilisiert sie bei 100 Grad im Ofen. Gebt dann etwas Zucker (½ TL bei 0,5 L)  in die Flaschen. Der Zucker bringt die Hefe wieder in Schwung und sorgt dafür, dass sich Kohlensäure bildet. Jetzt müsst ihr das Bier abfüllen. Ihr könnt dafür einen langen dünnen Schlauch verwenden oder ihr gießt es durch ein Mulltuch in einen Messbecher und dann in die Flaschen. Füllt die Flaschen maximal zu 90%, damit kein Unglück passiert. Jetzt muss das Bier noch zwei Wochen aufrecht und dunkel stehend nachreifen und dann könnt ihr es endlich trinken.

Denkt dran, was ekelhaft riecht, schleimig ist oder anderweitig verdächtig, solltet ihr lieber entsorgen. Lasst uns in den Kommentaren wissen, ob euer Bier gelungen ist!

geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen...
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