Winterschnitt Basics

Friseurbesuch am Obstbaum

Draußen ist es kalt und alles ist noch ein bisschen im Wintermodus und damit ist es genau die richtige Zeit, um sich seine Obstbäume anzuschauen. Auch Bäume sind im Winter auf Sparflamme und deswegen sollten wir sie gerade jetzt beschneiden. Wir widmen uns heute dem Thema Winterschnitt von Obstgehölzen, damit ihr viele Jahre tolles Obst ernten könnt.

1. Schnittarten

Man unterscheidet grob drei verschiedene Schnittarten

Erziehungsschnitt 

Der Name verrät es uns hier schon fast, so wie bei Kindern, versucht man das mit der Erziehung auch  nur bei jungen Bäumen. Oft geschieht das schon in der Baumschule, weshalb wir uns diesem Thema erstmal nicht widmen. Einen Erziehungsschnitt macht man bis der Baum etwa vier Jahre alt ist.

Auslichtungsschnitt/ Form- und Erhaltungsschnitt

Der Auslichtungsschnitt ist der Schnitt mit dem wir Gärtner*innen uns am häufigsten befassen. Er dient dazu, dass der Baum, der schon mehrere Jahre an seinem Platz steht, weiterhin genügend Obst trägt. Hierbei werden überflüssige Zweige wie z.B. Wassertriebe aus der Krone entfernt, damit mehr Licht und Luft an den Baum kommen.

Verjüngungsschnitt

Ein Verjüngungsschnitt wird dann gemacht, wenn ein Baum schon sehr alt ist oder wenn er stark verschnitten wurde. Um so einen Schnitt zu machen, solltet ihr euch Fachwissen aneignen oder einen Profi beauftragen. Im schlimmsten Fall könnte der Baum nämlich sterben, wenn er falsch geschnitten wird.

2. Winterzeit ist Auslichtungszeit

Vielleicht fragt ihr euch jetzt „warum soll ich überhaupt schneiden, in der Natur macht das doch auch keiner?“. Damit liegt ihr natürlich ganz richtig und der Apfelbaum oder der Birnbaum würden auch ganz ohne eure Hilfe auskommen, aber im Ergebnis hättet ihr dann im Herbst viele kleine Äpfel, die zwar auch gut schmecken aber halt nicht so groß werden. Und weil wir als Gärtner*innen natürlich auch immer einen gewissen Ertrag erzielen möchten, ist es sinnvoll zumindest einen Auslichtungsschnitt im Winter vorzunehmen. Dadurch, dass mehr Licht in die Krone gelangt, fördert ein Winterschnitt auch das Wachstum des Baumes. Wenn ihr also einen stark wachsenden Baum habt, solltet ihr lieber einen Sommerschnitt machen. Bei einem Sommerschnitt würde man dann die einjährigen Triebe zurücknehmen, damit der Baum nicht zu schnell zu groß wird. Wenn euer Baum bereits über vier Jahre alt ist, könnt ihr den Winterschnitt auf das Wesentliche reduzieren und müsst fast nur Wassertriebe entfernen. Einen Winterschnitt macht man übrigens nur bei Kernobst und nicht bei Steinobst wie z.b. Pflaume oder Kirsche, weil bei ihnen die Wundheilung im Winter nicht so gut funktioniert. 

Der beste Zeitpunkt für unseren Winterschnitt ist der Spätwinter. Der Baum hat dann alle Blätter abgeworfen und seine Lebenssäfte fließen nicht mehr so stark. Die Temperatur sollte allerdings nicht mehr zu niedrig sein. Wenn also keine strengen Fröste unter -5°C zu erwarten sind, könnt ihr loslegen. 

3. Los geht’s 

Bevor ihr mit eurem Baumschnitt anfangt, solltet ihr euer Werkzeug zusammensuchen. Ihr braucht eine kleine Gartenschere, eine große Astschere und vielleicht eine Säge. Das Werkzeug sollte sauber und scharf sein und wenn ihr ganz auf Nummer sicher gehen wollt, könnt ihr es auch noch sterilisieren. Stumpfes Werkzeug kann an den Bäumen Verletzungen verursachen, über die dann Krankheiten oder Pilze eindringen.

Jetzt schaut ihr euch euren Baum ganz genau an. Meistens erkennt man schon eine natürliche Wuchsform, an der man sich orientieren kann. Schaut, ob es vertrocknete Äste oder Zweige gibt und entfernt diese zuerst. Dann schaut ihr, ob es Zweige gibt, die nach innen wachsen. Diese Zweige bringen meistens nicht viel Ertrag und nehmen das Licht aus der Krone, weswegen wir diese ebenfalls entfernen. Jetzt seht ihr wahrscheinlich noch viele Zweige, die steil nach oben wachsen. Das sind sogenannte Wassertriebe und die können alle entfernt werden.

Gerade wenn man noch unsicher ist, schneidet man oft sehr vorsichtig, aber das ist nicht nötig. Schneidet lieber einen Zweig zu viel, als einen zu wenig ab. Als Faustregel sagt man, dass man einen Hut so durch die Krone werfen können muss, dass er ohne hängen zu bleiben durchfliegt. Die Zweige und Äste die ihr entfernt, sollten immer dicht am Ast bzw. Stamm abgeschnitten werden. Wenn ihr zu viel stehen lasst, ist das oft ein Einfallstor für Krankheiten und Pilze, die dann den Baum schädigen könnten. Idealerweise schneidet ihr die Äste leicht schräg ab, damit kein Regenwasser darauf liegen bleiben kann. 

4. Holt den Hut

So, jetzt holt euren schönen Gartenhut aus der Laube und lasst ihn fliegen! Wenn er hängen bleibt, müsst ihr nochmal nachjustieren.

Wenn ihr eure Obstbäumen noch etwas Gutes tun wollt, könnt ihr, sofern ihr keine Leimringe angelegt habt, die Stämme abbürsten. Das bewirkt, dass eventuell dort befindliche Schädlinge einfach weggebürstet werden. Legt euch dabei eine Plane unter, damit ihr die heruntergefallenen Rindenteile samt Schädlingen in die Biotonne transportieren könnt. Ihr könnt den Winter auch noch dazu nutzen, die Baumscheiben frei zu machen. Mulch sollte nämlich über den Winter entfernt werden, weil sich auch dort kleinere und größere Schädlinge tummeln könnten. Im Frühling könnt ihr dann wieder mulchen. 

5. Was wir nicht machen

Leimringe

Leimringe gibt’s im Gartencenter oder Baumarkt. Man legt sie im Herbst um den Stamm und Schädlinge, die dann versuchen dort hochzuklettern, bleiben daran kleben. Ihr ahnt sicher schon, was das Problem ist, auch Nützlinge bleiben daran kleben, weshalb wir die Bäume lieber abbürsten. Es gibt noch eine andere Variante, die wir aber noch nicht ausprobiert haben. Man kann auch Wellpappe um den Stamm legen und dann im Frühfrühling samt Bewohnerschaft entfernen. 

Stämme kalken/weißen

Das macht man vor allem bei jungen Bäumen, die großen Temperaturschwankungen ausgesetzt sind. Wenn es im Winter sehr kalt ist, aber die Sonne scheint, kann sich so ein dunkler Baumstamm ziemlich stark erwärmen, sinkt dann die Temperatur am Abend, können Frostrisse in der Rinde entstehen. In diese Risse könnten dann wieder Krankheiten und Pilze eindringen und den Baum schwächen. Das Weißen der Stämme sorgt dafür, dass das Sonnenlicht reflektiert wird und der Baum sich nicht so stark erwärmt. Wir haben wirklich selten strengen Frost, weshalb wir uns die Arbeit sparen.

Man kann aus der Baumpflege sicher eine Wissenschaft machen, wenn man Zeit und Muße dazu hat. Wir sind eher pragmatisch und machen nur das Nötigste. Deswegen erhebt unsere kleine Anleitung hier auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist natürlich immer euch überlassen, ob ihr Baumschnitt zu einer Kunstform erhebt oder den Pragmatismus siegen lasst. In jedem Fall wünschen wir euch viel Spaß beim Schnibbeln!

Quellen:

Mein Selbstversorger-Garten Monat für Monat; Wagner, Wendland, Liebreich; blv Verlag München; 2012

https://www.lwg.bayern.de/gartenakademie/gartendokumente/gartencast/176592/index.php

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